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06.2017
COPD beim Pferd

Definition:
engl. Chronic obstructive pulmomonary diseasae     

(deutsch: chronische,  beeinträchtigende Lungenerkrankung)                                          

Krankheitsbild:
In der Regel ist Husten das erste Symptom das dem Besitzer auffällt. Zuerst bei Anstrengung dann aber zunehmend auch im Ruhezustand. Es gibt aber auch Fälle -z.T. sogar schwere Fälle- die nie Husten zeigen. Betroffene Pferde zeigen erhöhte Atemfrequenz in Ruhe und geraten schon bei leichter Anstrengung  „ausser Atem“. Häufig ist klarer bis gelblicher Nasenausfluss zu sehen, beim Husten werfen die Pferde oft zähe Schleimfetzen aus. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium zeigt sich am Bauch die sogenannte „ Dampfrinne“, die Pferde atmen mit geweiteten Nüstern  und vorgestrecktem Kopf sehr angestrengt.
 
Entstehung der Krankheit:
Schimmelpilzsporen, Staubpartikel, Gase oder Blütenpollen lösen in den Atemwegen eine allergische Reaktion aus. Das Immunsystem reagiert mit einer Entzündung der Atemwege. Es wird  vermehrt Schleim produziert und die Bronchien ziehen sich  zusammen. Der zähe Schleim löst den Hustenreflex aus und durch die zusammengezogenen Bronchien entsteht ein erhöhter Widerstand für die Atemluft, das Pferd braucht mehr Kraft um die Luft auszuatmen. Beim angestrengten Ausatmen können die zarten Lungenbläschen platzen, aus vielen kleinen Bläschen entstehen ein paar wenige grosse Blasen. Dadurch verringert sich die Oberfläche der Lunge und es entsteht ein sogenanntes Lungenemphysem. In der Lunge steht weniger Fläche für die Sauerstoffaufnahme und CO2 Abgabe zur Verfügung, deshalb muss das Pferd schneller atmen um die gleiche Menge Sauerstoff aufzunehmen.

Ursachen:
Ganz allgemein reagiert ein Körper oft allergisch auf eine Substanz mit der er übermässig viel Kontakt hat. Deshalb werden viele Bäcker allergisch gegen Mehl, aber kaum je ein Automechaniker! Also reagiert eine Pferdelunge mit der Zeit allergisch wenn sie dauernd Staub von verschimmeltem Heu oder Stroh einatmen muss.

Warum können Pferde die vorher jahrelang gesund sind plötzlich Allergiker werden wenn doch der Stall immer gut belüftet und die Futterqualität einwandfrei war?

Die oberen Atemwege sind mit einem sogenannten Flimmerepithel ausgekleidet, das sind Millionen von feinsten Härchen die Staubpartikel und anderes kleinstes Fremdmaterial aus den Atemwegen wieder nach Draussen befördern. Das Flimmerepithel ist somit ein Reinigungssystem der Lunge. Durch eigentlich harmlose Virusinfektionen („Erkältung“) können diese Härchen kaputt gehen und die Lunge kann die eingeatmeten Staubteilchen nicht mehr raus befördern. Auch wenn das Heu gut ist und die Stallluft sauber hat es immer eine geringe Anzahl Pilzsporen und Staubteilchen in der Atemluft. Wenn sich die Lunge nun nicht mehr selber reinigen kann sammeln sich diese dann übermässig  in der Lunge an und irgendwann wird es dem Immunsystem zuviel, dann reagiert es allergisch auf diese Anhäufung an Pilzsporen und Staubteilchen.

Diagnosestellung:
Krankengeschichte , Verlauf der Symptome und die klinische Untersuchung können schon einen starken Verdacht auslösen. Bestätigung bringen dann eine Endoskopie, Lungenröntgen und Bestimmung des Sauerstoffgehaltes im Blut. Allenfalls kann auch noch eine Untersuchung des Schleims aus der Luftröhre gemacht werden.

Behandlung:
Das wichtigste ist die Reduktion der sogenannten Allergene!

  •  Also viel frische Luft und staubfreie Umgebung (Offenstall).
  • Stroh ersetzen durch Sägespäne oder andere alternative Einstreue
  • Heu nass machen oder bedampfen
  • Ev. Heu ersetzen durch Silage oder Heuersatzprodukte


Medikamente können zusätzlich unterstützend eingesetzt werden. Dazu gehören Schleimlöser und Entzündungshemmer. Die Medikamente können übers Futter oder durch ein Inhaliergerät direkt in die Atemwege gegeben werden.