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09.2017
Selektive Entwurmung von Pferden

Hintergrundinformationen
In der hierzulande üblichen Pferdehaltung mit grossen Beständen auf eher engem Raum besteht ein höheres Ansteckungsrisiko mit Würmern als bei Pferden in freier Wildbahn. Aus diesem Grund ist eine gute Bekämpfung der Würmer wichtig. Bis vor kurzer Zeit war es üblich, sämtliche Pferde drei- bis viermal jährlich zu entwurmen. Dadurch konnten die gefährlichen grossen Strongyliden, welche heute nur noch selten auftreten, wirksam bekämpft werden. Ihre Bekämpfung hat jedoch zur Selektion von resistenten Stämmen bei den sehr häufig vorkommenden kleinen Strongyliden geführt. Resistenz bedeutet, dass ein gegen eine bestimmte Wurmart wirksames Arzneimittel plötzlich nicht mehr oder nur noch ungenügend wirkt. Um diesen Resistenzen entgegen zu wirken, wurde von Parasitologen die „selektive Entwurmung“ entwickelt.

 
Mehr Tests, weniger Kuren
"Selektive Entwurmung" bedeutet, dass der Kot von allen Pferden eines Bestandes ab dem 4. Weidejahr in genau definierten Zeitabständen mittels McMaster-Analyse (quantitative Eizahlbestimmung) auf Wurmeier untersucht wird. Nach dieser Untersuchung werden nur noch diejenigen Pferde entwurmt, welche mehr als 200 Strongylideneier pro Gramm Kot ausscheiden oder bei denen andere Wurmarten (grosse Strongyliden, Spulwürmer oder Bandwürmer) gefunden werden. Somit werden bei der selektiven Entwurmung nur noch diejenigen Pferde eines Bestandes entwurmt, die viele Wurmeier ausscheiden und somit für einen Grossteil der Wurmkontamination auf den Weiden verantwortlich sind. Die meisten Pferde weisen nämlich nur einen leichten Befall mit kleinen Strongyliden auf und müssen nicht entwurmt werden. Durch die selektive Entwurmung kann der Einsatz von Entwurmungsmitteln und somit die Resistenzentwicklung reduziert werden.

Im ersten Jahr sind vier Untersuchungen nötig. In den Folgejahren werden Pferde mit konstant unter 200 Eiern pro Gramm Kot nur noch zweimal jährlich überwacht. Wir empfehlen jedoch, im Spätherbst vor dem Aufstallen aus „Sicherheitsgründen“ bei allen Pferden auf jeden Fall eine Wurmkur mit einem gegen Bandwürmer und Magendasseln wirksamen Präparat durchzuführen.

Wenn die Kotprobe am Vortag der Untersuchung genommen wird, sollte sie wegen möglichen Verfälschungen unbedingt im Kühlschrank gelagert werden. Nach jeder Kotuntersuchung teilen wir dem Pferdehalter die Werte mit und besprechen mit ihm das weitere Vorgehen. Wenn eine Entwurmung notwendig ist, sollte deren Effizienz in jedem Fall nach 14 Tagen mittels Untersuchung einer weiteren Kotprobe bewertet werden.

 

 
Entwurmung von Fohlen und jungen Pferden
Fohlen und jüngere Pferde sind besonders anfällig für Wurminfektionen. Aus diesem Grund empfehlen wir für sie folgendes Entwurmungsprogramm:

  • Entwurmung der Stute vier Wochen vor dem Geburtstermin: Somit wird die Umgebung, in die das Fohlen hinein geboren wird, frei von Parasiten, und es wird eine Ansteckung des Fohlens mit Zwergfadenwürmern über die Muttermilch verhindert.
  • Das neugeborenen Fohlen selbst sollte im Alter von zwei Wochen zum ersten Mal entwurmt werden. Ca. in der 10. Lebenswoche sollte eine weitere Wurmbehandlung erfolgen. Danach sollte das Fohlen ca. alle 8 Wochen entwurmt werden bis zum Alter von 6 Monaten.
  • Auch Pferde bis zum 4. Weidejahr sollten grundsätzlich drei- bis viermal jährlich entwurmt werden.
 

Wurmprophylaxe
  • gute Weidehygiene: regelmässige manuelle Entfernung des Kots (mindestens drei Mal wöchentlich)
  • Kotuntersuchung und Entwurmung von neu eingestallten Pferden mindestens zwei Tage vor dem ersten Weidegang
  • Pferdeboxen zweimal täglich sauber ausmisten
  • ein– bis zweimal jährlich Abwaschen oder Dampfstrahlen der Boxenwände
  • Misch– oder Wechselweide mit Wiederkäuern
  • Säuberungsschnitt der Weiden ein- bis zweimal jährlich

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